Bericht in der Badischen Zeitung

Mondlicht und Laser im alten Sportheim

 

Andreas Udo Wehrle ist der neue Eigentümer des früheren Sportheims in Marzell. Dieses will er zu seinem Zuhause machen - und dort Voll- mond-Partys feiern. Wer ist dieser Mann?

 

Von Moritz Lehmann

 

MALSBURG-MARZELL Andreas Udo

 

Wehrle weiß, wie man Partys feiert. Weil der gelernte Automechaniker in seinem Lehrberuf keinen Sinn mehr sah, aber Partys mochte, konzentrierte er sich ab 1980 aufs professionelle Feiern. Mit 18 Jahren investierte er seine Ersparnisse In Sound- und Lichtanlagen und haute eine mobile Disko auf. Das gesammelte Equipment, darunter eine Lichtwand mit 164 einzeln schaltbaren Lampen, habe am Ende drei Lkw gefüllt, erzählt er. Für die Partys habe er Hallen angemietet. In Wollbach, Auggen oder Lörrach. Das war gell", sagt er.

Andreas Udo Wehrle ist in Kandern aufgewachsen. Dort hat er den größten Teil seines Lebens verbracht. Ab 1986 habe er sich in Diskotheken verdient, erst als Licht und Tontechniker, später auch als DJ: Im Happy Future" in Auggen, In der Case" in Bad Säckingen, im U2" in Freiburg. Und zuletzt, von Mitte bis Ende der 1990er Jahre, im Spektrum" in Bad Krozingen. Mehrere Clubs habe er zum Erfolg geführt, sei aber nicht angemessen entlohnt worden. Also habe er dem Nachtleben den Rücken gekehrt: Ich habe damit aufgehört, Geld für andere zu verdienen.

Jetzt, mit 61 Jahren, hat Andreas Lido Wehrle endlich einen Ort gefunden, an dem er zu seinen Bedingungen feiern kann. Sein Bart Ist Inzwischen ebenso grau wie seine Vokuhila-Frisur Seit Ende vergangenen Jahres ist Wehrle Eigentümer des Sportgeländes in Marzell. Sein neues Zuhause erstreckt sich auf 19.000 Quadratmetern Land. Es umfasst ein zweistöckiges Sportheim, eine Grillstelle sieben Tannen und ein Fußballfeld Wehrle sagt: Das ist ein Geschenk Gottes." Erstmal verlangte ihm dieses Geschenk aber einiges an Arbeit ab. Das Sportgelände liegt einen Kilometer nordöstlich des Marzeller Ortseingangs an der L140, Seit 2000 bilden die Fußball Vereine in Malsburg und Marzell eine Spielgemeinschaft (SG). Und seit 2017 in Malsburg ein neuer Kunstrasenplatz ein geweiht wurde, ist die Marzeller Sportanlage verwaist. Das abgelegene Gelände entwickelte sich zu einem Ort, an dem Leute ungestört die Sau rauslassen Ben, erzählt Wehrle. Alle Scheiben seien zertrümmert gewesen. Well die Fenster vergittert sind, sei das Gebäude innen unbeschadet geblieben. Wehrle setzte neue Scheiben ein, installierte eine Überwachungskamera, schaffte sich eine Wachhündin an.

 

Mit dem Renovieren hat der neue Sportheim Eigentümer viel Erfahrung 2007, nach dem Tod seiner Mutter, habe er mit der Renovierung seines Elternhauses in Kandern begonnen, das mehrere Mietwohnungen enthält. Vor zwei Jahren habe er das Haus verkauft. Er wollte nach Indien aus wandern, sich im Hippie Aussteigermekka Arambol im Bundesstaat Goa etwas aufbauen. Dort hat er seit einigen Jahren jeden Winter und einen Großteil der Coro na Pandemie verbracht doch sein Bauchgefühl habe rebelliert. Also wurde er im Mal vergangenen Jahres Pächter im Sportheim des FC Kandern.

In Indien hat Wehrle Vollmond-Partys kennen und lieben gelernt. Auch im Kanderner Sportheim wollte er solche Partys feiern, die Plakate seien schon gedruckt gewesen. Doch der Verein habe ihm das untersagt. Überhaupt gingen die Vorstellungen von Wehrle und dem FC Kandern auseinander. Dann kam ein Elektriker aus Malsburg Martell ins Sportheim, um für Wehrles Spillmaschine im Kanderner Sportheim einen Fl-Schalter zu installieren. Wehrle wusste, dass er Mitglied bei der SG ist, und erkundigte sich nach dem Marzeller Sportheim. Willst du et kaufen?", habe der Elektriker gefragt. 50.000 Euro wollte der Verein dafür haben. Da musste ich zuschlagen", sagt Wehrle. Am 31.Oktober verbrachte er die erste Nacht in Marzell

 

 

Der Sportplatz liegt auf einem Plateau unterhalb des Sportheims, an der Hang kante gibt es eine Grillstelle. Dort stehen einige der Bänke, die Wehrle aus den drei Umkleideräumen im Erdgeschoss geschafft hat. Diese Räume will Wehrle als Wohnraum nutzen. Doch dafür hat er kel ne Genehmigung vom Landratsamt erhalten. Er habe beim Regierungspräsidium Einspruch eingelegt. Doch man habe ihn wissen lassen, dass die Prüfung dauern könne. Bis auf Weiteres bleibt Wehrles Zuhause deshalb ein altes Wohnmobil das vor dem Spartherm parkt.

Well das Sportheim als Gaststätte. konzessioniert ist, steht den Vollmond Partys aber nichts im Wege. Zwei haben bereits stattgefunden, die nächste steht an die sem Samstag an, dem 29. Juli. Die Partys spielen sich vor allem im Obergeschoss ab, das über eine Außen Treppe zugänglich ist. Dort gibt es einen Gastraum mit Theke, die Wehrle zur Schwarzlicht Bar macht. Im Zentrum des Geschehens steht aber die Terrasse. Dort steht ein mannshoher Turm aus Lautsprecherboxen, ein Mischpult verbirgt sich hinter einer Bretter-Konstruktion, geschmückt von einem bunt gemusterten indischen Tuch.

 

Auf dem ehemaligen Sportgelände in Marzell veranstaltet Andreas Udo Wehrle Vollmond-Partys.

 

 

Besonders stolz ist Andreas Udo Wehrle auf sel ne 25 an der Decke montierten beweglichen Scheinwerfer Auf Knopfdruck feuern diese Moving Heads" bunte Licht strahlen auf die Tanzfläche ab. Jeder von ihnen ist einzeln programmierbar", sagt Wehrle mit triumphierendem Blick

 

Chemische Drogen will Wehrle bei seinen Partys nicht dulden

 

Wehrle ist ein Hippie Typ, der in einer Kleinstadt wie Kandern auffällt. Man kenne ihn als den Kanderner Stadt Kiffer", sagt er und grinst. Lange sei das gar nicht so verkehrt gewesen, seit zwei Jahren aber sei er clean, versichert er. In Indien habe er sich viel mit Spiritualität auseinandergesetzt. Und sei zu dem Schluss gekommen, dass es zwar eine heilige Form des Rauchens gebe. Die könne aber nicht darin bestehen, gleich nach dem Aufstehen den ersten Joint anzuzünden Also habe er sich in eine Entzugsklinik begeben. Er blieb ein Dreivierteljahr.

 

Andreas Udo Wehrle erzählt das offen, ohne Umschweife und mit wachem Blick. Ja, das mit dem Entzug dürfe man gerne schreiben, versicherter. Alkohol trinke er schon seit 1986 keinen mehr. Dafür habe er sich bei seinem professionellen Einstieg ins Nachleben entschieden. Aus Selbstschutz. Seine Leidenschaft für Partys hat Wehrle aber behalten. Die Leute müssen Partys feiern," sagt er. Es sei ein grundlegendes Bedürfnis, nach einer anstrengenden Arbeitswoche loszulassen, mitzusingen, mitzugrölen. Und das dürfen sie auch", sagt Wehrle. Ich nenne das Urschrei Therapie". Wenn er das mit seinen Partys erreiche, mache ihn das glücklich. Ums Geld gebe es ihm nicht. Zwar verfange er 5 Euro Eintritt, doch damit könne er gerade mal die Fixkosten für die Security zum Beispiel, sagt Wehrle. Denn ohne gehe es nicht. Für seine Vollmond-Partys hing Wehrle im ganzen Landkreis Plakate auf Schlichtes Design in Schwarz und Gelb, ein rotes Herz in der Mitte. Im Plakatieren ist Wehrle geübt. Nach seinem Ausstieg aus dem Nachtleben habe er so zehn Jahre lang seinen Lebensunterhalt verdient. Um das rote Herz auf seinen Plakaten hat Wehrle eine wilde Mischung an Musikstilen gruppiert: Rock, Pop, Reggae, Funk, Blues, NDW, Trance, Techno, 70er, 80er, 90er Warum nur ein Stück nehmen, wenn ich den ganzen Kuchen haben kann?" sagt Wehrle. Ja, auch Techno sei ein Stück vom Kuchen, Leider. Denn chemische Drogen, die in der Techno Szene verbreitet sind, will Wehrle auf seinen Partys nicht haben. Seine Security weist er an, deren Konsum zu unterbinden. Wenn sie jemanden damit erwischen, sollen sie aber nicht die Polizei rufen, Stattdessen drücken sie den Menschen Flyer des Arbeitskreises Rauschmittel Lörrach die Hand. Dort sucht auch Andreas Udo Wehrle hin und wieder Rat. Bis heute.

 

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